Kameragurt HuGu – Das Interview

Den HuGu habe ich in diesem Blog vor kurzem vorgestellt. Mich hat der Mensch und seine Ideen hinter dem HuGu-System interessiert, und so bat ich Hubert um ein Interview.

KNIPSOKLACK: Hallo Hubert, erzähl uns doch mal kurz etwas über dich und was du eigentlich beruflich machst. Die Herstellung des HuGu ist vermutlich eine Nebenbeschäftigung?

HUBERT: Ich bin Industriemechaniker bei einer bekannten Aachener Printen Firma. Der HuGu ist eine Nebenbeschäftigung.

KNIPSOKLACK: Wie sehen deine eigenen fotografischen Themen aus, was ist dein Lieblingsthema?

HUBERT: Ich bin der typische Hobby-Freizeitfotograf. Ich mache gerne Makros, Portrait, Hochzeitsfotografie innerhalb der größeren Familie und im Freundeskreis.

KNIPSOKLACK: Der HuGu ist ein ziemlich ausgereiftes Produkt, das schon
viele begeistert hat. Wie kam es eigentlich genau zu deiner Idee, einen eigenen Gurt anzufertigen? Auf dem Markt gibt es doch schon so viele Angebote.

HUBERT: Das war, als der Sun-Sniper auf den Markt kam. Das Tragesystem hat mich überzeugt, aber nicht der Sun-Sniper. Da habe ich mir einen selber gemacht und im Forum in der Bastelecke vorgestellt. Und prompt kamen die ersten Anfragen und die Foren-Mitglieder wollten einen haben. Jeder war begeistert, weil er auf der Schulter so angenehm zu tragen war und die Kamera scheinbar leichter wurde, auch über längere Tragezeit. Der Name HuGu ( Huberts Gurt) wurde auch im Forum geboren. Ich habe ihn beibehalten.

KNIPSOKLACK: In den Foren wird dein schneller Service und die gute Kommunikation gelobt. Wie muss ich mir das Vorstellen, wenn eine Bestellung bei dir eintrifft? Fertigst du jeden Gurt individuell an, oder hast du schon teilweise vorgefertigt? Hast du Hilfe bei der Herstellung und dem Versand?

HUBERT: Jeder Gurt ist eine Einzelanfertigung und wird auf Körpergröße gemacht. Deswegen soll die Körpergröße mit angeben werden. Die Gurtschrauben stelle ich auch selber her und ich habe einen entsprechenden Vorrat. Die anderen Teile kaufe ich zu. Die Universalplatten sowie Kuko-Platten und Halteplatten für die Handschlaufe werden ausgelasert. Wenn eine Bestellung kommt, wird sie meistens noch am selben Tag versendet oder einen Tag später. Ich habe natürlich im Laufe der Zeit die Sachen vorbereitet, um möglichst schnell zu sein. Das klappt bis jetzt ganz gut.

KNIPSOKLACK: Ich habe da gerade einen Gewindeschneider vor Augen. Wie fertigst du die Schrauben an? Greifst du auf vorhandenes zurück und modifizierst es?

HUBERT: Die Schrauben sind aus Aluminium und werden aus dem Vollen gedreht. Dann gebohrt und zuletzt der Drahtbügel durchgezogen, verschweißt und dann poliert.

KNIPSOKLACK: Wenn ich mir den HuGu ansehe, steckt da viel Liebe im Detail. Woher kommen deine Ideen? Entstehen die aus deinen eigenen Erfahrungen oder kommen die auch von außen?

HUBERT: Die Grundidee stammt von mir. Es sind aber auch schon einige Ideen von außen eingeflossen. Daher könnte man ihn schon fast UGU nennen (Unser Gurt). Vor allem im DSLR-Forum  gibt es viele nette Fotofreunde, die dabei geholfen haben und gute Ideen hatten.

KNIPSOKLACK: Das HuGu-System, wenn ich es mal so nennen darf, ist sicher nicht von heute auf morgen entstanden. Was hat dich bewegt, das System so vielseitig auszubauen?

HUBERT: Es kam von ganz allein. Geplant war das alles nicht. Da haben auch die Foren-Mitglieder ihren Anteil dran. Die waren so begeistert! Das hat mich natürlich beflügelt, weiter zu machen und das System auszubauen.

KNIPSOKLACK: Der HuGu ist also quasi ein Gemeinschaftsprojekt. Was war denn die ungewöhnlichste Idee oder Anforderung an den Gurt, die dir bisher begegnet ist?

HUBERT: Das war ein Gurt für eine elastische Stativ-Stabilisierung. Man hängt einen Gurt unterhalb des Stativs ein und mit dem Fuß hält man das ganze unter Spannung. So steht das Stativ stabiler und wackelt nicht mehr so nach. Da es viele verschiedene Stative gibt, unterschiedlich hoch usw., darf auch die Elastizität nicht zu stramm sein. Beim ersten Versuch haben sich die Beinsegmente zusammen geschoben. Aber das anspruchsvollste ist bis jetzt der Hugu-ProStativ, also Kamera und Stativ an einem Gurt. Da muss ich noch nachlegen.

KNIPSOKLACK: Nehmen wir einmal an, du hast eine neue Idee für einen Gurt. Wie entwickelst du einen Prototyp? Sind daran noch andere beteiligt?

HUBERT: Ich arbeite gerade an einem Gurt, mit dem man Kamera und Stativ an einem Gurt tragen kann. Der HuGu-ProStativ. So soll er heißen. Er sieht schon ganz gut aus. Das kommt alles aus meinen Köpfchen. Wenn man ein gutes Grundsystem hat, geht das eigentlich.

KNIPSOKLACK: Du hast für den HuGu bestimmte Materialien gewählt. Zum Beispiel das dehnbare Material, aus dem der Strap besteht oder der neue Gurtgleiter aus Acetal . Kannst du uns kurz umreißen, wie deine Auswahlkriterien aussehen und warum du etwas änderst?

HUBERT: Der Gleiter aus Aluminium (auch eine Einzelanfertigung) war schon aufwendig und hatte einen Nachteil. Er war zum Gurtband eher grob und es sind schnell Verschleißerscheinungen aufgetreten. Beim Acetalgleiter ist das nicht mehr der Fall und in schwarz sieht er auch noch besser aus. Getestet habe ich das Teil mit einem 50kg Gewicht. Das hing 14 Tage lang dran, ohne Probleme.

50 Kg am Acetalgleiter

KNIPSOKLACK: Interessant, dass du so viel Zeit zum Testen investierst. Ich vermute, da kommt der Industriemechaniker in dir durch. Prüfst du alle Materialien so intensiv?

HUBERT: Auf alle Fälle die Teile an denen die Kamera unmittelbar dran hängt. Schulterteil und Gurtband sind sowieso überdimensioniert. Den verschweißten Bügel der Schraube habe ich sogar mit 128kg getestet. Ein schwerer Elektromotor hing  knapp 5 Stunden dran. Man konnte danach sogar die Schraube noch in den Kameraboden drehen. Da war ich selber erstaunt, habe sie aber trotzdem entsorgt.

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KNIPSOKLACK: Du bietest für Fotografen, die eine Schnellwechselplatte oder ähnliches unter der Kamera haben, diverse Lösungen an. Zum Beispiel die V2A-Winkelplatte oder die Platte für die Sun-Sniper Kugellagerschraube. Fertigst du die selber an, oder gibst du sie in Auftrag?

HUBERT: Die Platten lasse ich auslasern, die anderen habe ich selber hergestellt. Ich habe aber jetzt einen Partner gefunden, der mir die Platten liefert und ich sie nur noch vervollständige.

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KNIPSOKLACK: Der Gürtelfix ist aus Leder gefertigt. Viele Fotografen mögen besondere „Gimmicks“ an ihrer Kamera, oder auch einfach hochwertige Materialien. Eine edle Leica sieht mit einem hochwertigen Ledergurt sicher noch besser aus. Reizt dich der Gedanke, einen Gurt aus Naturmaterialien herzustellen?

HUBERT: Bei mir steht Funktion vor Design. Ledergurte sind schön und gut, bequem sind sie selten. Vor allem im Nacken.

KNIPSOKLACK: Nehmen wir einmal an, der HuGu würde in naher Zukunft extrem erfolgreich. Könntest du dir vorstellen, daraus deinen Hauptberuf zu machen?

HUBERT: Davon leben kann ich noch nicht, das Finanzamt langt schon kräftig zu. Mir macht auch mein Beruf Spaß. Solange ich das nebenberuflich schaffe, kann es ruhig so weitergehen. Auch der Kontakt zu den Leuten ist sehr angenehm und macht richtig Spaß. Meine Zubehörliste ist schon ganz gut und an einer neuen Idee arbeite ich gerade. Ob noch etwas dazu kommt? Warum nicht?

KNIPSOKLACK: Für den HuGu bietest du viele verschiedene
Farbkombinationen an. Insgesamt ist das Design aber eher zurückhaltend.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass z.B. Fotografinnen gerne auch etwas
mit einem ansprechenden Muster für den Strap hätten. Wie stehst du dazu?

HUBERT: Ja, Anfragen waren schon da. Wie z. B. einen Namen drauf sticken oder ähnliches. Da braucht man wieder spezielle Stickmaschinen. Die Elastizität würde darunter leiden, wenn das Material bestickt wird. Gerade diese Funktion ist so wichtig beim HuGu. Aber die meisten wollen alles in schwarz oder nur einen kleinen Streifen im Schulterteil.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Hubert für das ausführliche Interview und wünsche weiter viel Erfolg mit dem HuGu und natürlich auch mit dem neuen HuGu-ProStativ.

© Bilder by HuGu